Gaspreisentwicklung Preise Gas

Gaspreisentwicklung.

So verändert sich der Gaspreis

06.03.2022 Lesezeit: 8 min Energiemarkt

Ein Blick auf die historische Gaspreisentwicklung der letzten Jahre und Jahrzehnte zeigt große Schwankungen. Aber wie hoch ist der Gaspreis 2023? Und wovon ist der Gaspreis eigentlich abhängig?

Gaspreisentwicklung im Zeitverlauf

Als Berliner Gasversorger hat GASAG die Gaspreisentwicklung seit 1847 sozusagen aus erster Hand miterlebt. Der Gaspreis und die Art der Gasversorgung haben sich seit den Anfängen der Versorgung mit Erdgas verändert. Wurden die Laternen in der Stadt früher noch mit Stadtgas versorgt, kommen heute mit L-Gas und H-Gas verschiedene Erdgas-Arten direkt in den Haushalt. In der heutigen Zeit kostet Gas ein Vielfaches von dem, was es früher gekostet hat. Dafür ist zum einen die Inflation verantwortlich, doch der Gaspreis hängt auch von anderen Faktoren ab.

Ölpreisbindung: Gaspreis auf den Spuren des Ölpreises

Einen genaueren Blick sind die 1970er Jahre wert. Denn gegen Ende des Jahrzehnts setzte sich die sogenannte Ölpreisbindung durch. Dabei wurde der Gaspreis an den Ölpreis gekoppelt. Die Folge: Die Schwankungen des Erdölpreises fanden sich mit leichter zeitlicher Verzögerung auch beim Preis von Erdgas wieder. In Deutschland erfolgte die Ölpreisbindung in den meisten Fällen nach der 6-1-3-Regelung.

Das bedeutet: Der durchschnittliche Ölpreis aus einem Referenzzeitraum von sechs Monaten wurde mit einem Zeitversatz von einem Monat für die kommenden drei Monate festgeschrieben. Bei ihrer Einführung war die Ölpreisbindung zunächst unter anderem dafür vorgesehen, keine Konkurrenz zwischen Erdöl und Erdgas entstehen zu lassen. Durch die Kopplung sollte außerdem die Finanzierung von Anlagen zur Erdgasförderung sichergestellt werden. Inzwischen spielt die Ölpreisbindung keine wichtige Rolle mehr und ist auf dem Endkundenmarkt nicht mehr als alleinige Bezugsgröße zulässig.

Welche Faktoren haben heute Einfluss auf die Gaspreisentwicklung?

Bei der Gaspreisentwicklung kommt es unabhängig vom Ölpreis zu Schwankungen. Die Zusammensetzung des Gaspreises beruht auf verschiedenen Faktoren. Zu den wichtigsten zählen die folgenden:

  • Preis für die Beschaffung und den Vertrieb des Gases
  • Netzentgelte
  • Steuern und weitere Abgaben

Wirtschaftspolitische Entwicklungen, Klimaextreme sowie die Erschließung neuer Gasfelder und der technische Fortschritt nehmen indirekt auch Einfluss auf den Gaspreis und können für Schwankungen sorgen.

Gaspreisentwicklung seit 2005

Vergleichen wir den Gaspreis aus dem Jahr 2005 mit dem aus 2020, dann ergibt sich eine Preissteigerung von rund acht Prozent. Die tatsächliche Gaspreisentwicklung spiegelt das aber nicht wider. Der Gaspreis stieg zunächst hauptsächlich aufgrund von erhöhten Beschaffungspreisen deutlich an, von durchschnittlich 5,39 Cent pro Kilowattstunde (kWh) im Jahr 2005 auf 7,17 Cent im Jahr 2008. Der Nachfragerückgang durch die Finanzkrise 2009 sorgte für ein Absinken des Gaspreises auf durchschnittlich 6,07 Cent im Jahr 2010. Nach einem zwischenzeitlichen Anstieg auf 6,8 Cent im Jahr 2013 fiel der Gaspreis kontinuierlich bis 2018 auf 5,63 Cent pro Kilowattstunde im bundesweiten Durchschnitt aller Versorgerinnen und Versorger.

Turbulenzen in 2021 lassen Gaspreise auf Höchststand steigen

Anfang Oktober 2021 kletterten die Gaspreise auf einen langjährigen Höchststand. Der ungewöhnlich kalte Winter 2020 / 2021 in Nordostasien, Europa und Nordamerika sorgte für einen deutlich erhöhten Erdgasverbrauch. Über den Sommer konnten die Gasspeicher nicht wie sonst gefüllt werden. Das geringste Speicherniveau seit mehr als zehn Jahren führte mit Blick auf den nahenden Winter mitunter zu Panikkäufen am Gasmarkt. Zudem sorgten ungünstige Witterungsbedingungen dafür, dass weniger erneuerbare Energien ins Netz eingespeist werden konnten und verstärkt auf Gaskraftwerke zurückgegriffen werden musste.

Hinzu kamen weitere Faktoren: So erholte sich die Wirtschaft in Asien nach der Corona-Pandemie schneller, als viele Experten erwartet hatten. Zugleich war die weltweite Nachfrage nach Flüssiggas aus den USA gestiegen. Auch etablierte Energieversorger mit einer langfristigen Einkaufsstrategie und einem guten Krisenmanagement konnten die Teuerungen nicht vollständig abfangen. So mussten viele Anbieter ihre Preise zu Jahresbeginn 2022 erhöhen. 

Neuer CO2-Preis seit 2021

Unabhängig von den Entwicklungen an den globalen Energiemärkten sorgte der 2021 neu eingeführte CO2-Preis bereits zu Beginn desselben Jahres für eine Erhöhung des Gaspreises. Verkäuferinnen und Verkäufer von fossilen Brenn- und Heizstoffen müssen seitdem für jede Tonne CO2, die diese Energieträger ausstoßen, einen Pauschalbetrag zahlen. Im Jahr 2021 waren das 25 Euro. Pro Kilowattstunde Erdgas ergaben sich dadurch zusätzliche Abgaben zwischen 0,5 und 0,6 Cent. Auch Benzin, Diesel und Heizöl sind vom neuen CO2-Preis betroffen. Der CO2-Preis steigt seit 2021 in festgelegten Schritten: 2022 und 2023 lag der CO2-Preis bei 30 Euro pro Tonne. 2024 beträgt er 40 Euro und 2025 werden es 50 Euro pro Tonne sein.

Ukraine-Krieg im Jahr 2022 lässt Gaspreise explodieren

Expertinnen und Experten hatten gehofft, dass die Gaspreise nach dem Anstieg 2021 auf 7,06 Cent pro Kilowattstunde wieder sinken würden. Doch dann überfiel Russland im Februar 2022 die Ukraine. Anstatt sich zu beruhigen, verschärfte sich die Lage auf den internationalen Energiemärkten weiter. Im Laufe des Jahres 2022 stieg der Preis für Erdgas steil an. Im Mai war der durchschnittliche Gaspreis etwa viermal so hoch wie zum gleichen Zeitpunkt im Jahr 2021. 

Grund dafür war die Sorge um mögliche Beschränkungen der Gaslieferungen aus Russland nach Europa. In der Folge mussten viele Energieversorgerinnen und -versorger die Preise für ihre Endkundinnen und -kunden weiter erhöhen. Im vierten Quartal 2022 erreichte der Gaspreis für private Haushalte schließlich ein schwindelerregendes Allzeithoch von 20,04 Cent – und das trotz Senkung der Mehrwertsteuer auf 7 Prozent.

Gaspreis 2023: Leichte Beruhigung

2023 entspannte sich die Lage auf den Energiemärkten wieder etwas. Die Kosten für Beschaffung und Vertrieb von Erdgas fielen im Zuge sinkender Großhandelspreise wieder, auch wenn sie noch immer auf einem hohen Niveau liegen. Dadurch konnten auch Endkundinnen und -kunden aufatmen: Der durchschnittliche Erdgaspreis für Haushalte in Mehrfamilienhäusern sank im bisherigen Jahresmittel 2023 gegenüber dem vierten Quartal 2022 um 27 Prozent auf durchschnittlich 14,45 Cent pro Kilowattstunde.

Entwicklung der durchschnittlichen Erdgaspreise für Mehrfamilien-Haushalte

Die Grafik des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) verdeutlicht den drastischen Anstieg der durchschnittlichen Gaspreise für Endkundinnen und -kunden im Jahr 2022. Der mit Abstand am stärksten gestiegene Kostenbestandteil ist der Preis für Beschaffung und Vertrieb. 2021 betrug er noch 2,97 Cent pro Kilowattstunde. Im ersten Quartal 2022 stiegen die durchschnittlichen Kosten für Beschaffung und Vertrieb auf 10,06 Cent, im vierten Quartal 2022 sogar auf 15,98 Cent. Im Jahresmittel sind das 12,96 Cent pro Kilowattstunde. 2023 sank dieser Kostenbestandteil im bisherigen Jahresmittel wieder leicht auf 10,64 Cent. Zum Anstieg des Gaspreises trugen außerdem Steuern und andere Abgaben bei.

Prognose Gaspreis 2024: Unsere Tipps für die Zukunft

Der Gaspreis 2024 lässt sich selbstverständlich nicht exakt prognostizieren, was die Gaspreisentwicklungen in Europa klar verdeutlichen. Zu viele Faktoren spielen dabei eine Rolle. 2023 hat sich die Lage an den Energiemärkten wieder beruhigt; die Beschaffungspreise für Erdgas sind wieder leicht zurückgegangen. Da Erdgas als fossiler Energieträger langfristig begrenzt ist, wird es zukünftig wahrscheinlich zugunsten von grünen Gasen an Bedeutung verlieren. Unser Tipp: Wer sich, dem eigenen Portemonnaie und der Umwelt etwas Gutes tun möchte, setzt schon heute auf nachhaltigere Tarife.

Verbrauch optimieren, CO2 einsparen

Am meisten können diejenigen profitieren, die den eigenen Energieverbrauch reduzieren. Denn jede eingesparte Kilowattstunde ist gut für die Haushaltskasse und für das Klima. Schon vermeintliche Kleinigkeiten können dabei einen großen Einfluss haben. Nur ein Grad weniger Raumtemperatur kann bei einem Haushalt mit vier Personen beispielsweise bis zu 350 Kilogramm CO2 und sechs Prozent Heizkosten sparen. Noch mehr Spar-Tipps gefällig? So reduzieren Sie Ihren eigenen ökologischen Fußabdruck.

Ökogas von GASAG

Als Energieunternehmen gestalten wir schon heute zusammen mit Ihnen die Energieversorgung von morgen. Oberstes Ziel beim Klimaschutz ist es, die eigene CO2-Bilanz zu verbessern und langfristig Emissionen erst gar nicht entstehen zu lassen. CO2-Emissionen vermeiden und reduzieren ist der beste Klimaschutz. Das ist nicht immer möglich. Genau hier unterstützen wir Sie mit Ökogas. Machen Sie mit und entscheiden sich für unseren Ökogas- oder Naturgastarif oder einen Erdgastarif mit KlimaPro-Option. Mit unserem Ökogas werden die CO2-Emissionen, die bei der Verbrennung des an Sie gelieferten Erdgases entstehen, durch Klimaschutzzertifikate ausgeglichen und internationale Projekte gefördert. Neben der reinen CO2-Einsparung entfalten die von uns geförderten Klimaschutzprojekte einen positiven Zusatznutzen im Projektland und sind damit besonders nachhaltig und wirkungsvoll.

Fragen und Antworten zur Gaspreisentwicklung

Was kann ich gegen hohe Gaspreise tun?

Verbraucherinnen und Verbraucher haben leider keinen Einfluss auf die Gaspreisentwicklung. Das Einzige, was derzeit gegen eine hohe Rechnung am Monatsende hilft, ist Energie zu sparen. Wenn die Heizung in die Jahre gekommen ist, lohnt es sich, über einen Austausch oder eine Modernisierung der Heizanlage nachzudenken. Eine nachhaltige Alternative zu Erdgas bietet Ihnen beispielsweise eine Wärmepumpe für Ihr Zuhause.

Wie lange kann ich noch Erdgas kaufen?

Wie lange die Erdgasvorräte reichen, lässt sich nur schwer einschätzen. Doch eines ist sicher: Erdgas hilft auf dem Weg zu einer saubereren Energieversorgung, weil es klimafreundlicher ist als andere fossile Energieträger. Langfristig gesehen werden klimaneutrale Erdgas-Alternativen aber deutlich interessanter und das herkömmliche Erdgas nach und nach aus unseren Gasnetzen verdrängen.

Welche Alternativen habe ich zu Erdgas?

Zwei der wohl aussichtsreichsten Alternativen zu Erdgas für die Zukunft sind Biogas und Wasserstoff. Bei Biogas handelt es sich um ein brennbares Gasgemisch, das bei der Vergärung von organischem Material gewonnen wird. Wasserstoff entsteht entweder durch die Elektrolyse von Wasser mittels Strom (Power-to-Gas) oder dadurch, dass Erdgas unter großer Hitze in Wasserstoff (H2) und CO2 aufgespalten wird. In unserem klimafreundlichen GASAG | Naturgas ergänzen Biogas und Wasserstoff schon heute klimaneutrales Ökogas.