Was bedeutet der CO2-Preis für die Fahrt zur Arbeit?
Die Kosten an der Zapfsäule werden durch die Einführung des CO2-Preises ab 2021 steigen. Aber wie viel mehr wird die Fahrt zur Arbeitsstelle kosten? Drei Berliner Rechenbeispiele.
Unsere Mobilität hat großen Anteil am CO2-Ausstoß und damit am Klimawandel. Für 164 Millionen Tonnen CO2 und andere Treibhausgase war der Verkehrssektor im Jahr 2019 verantwortlich, rund 20 Prozent der gesamten klimawirksamen Emissionen Deutschlands. Damit war er – nach der Energiewirtschaft und der Industrie – der drittgrößte Verursacher von Treibhausgasemissionen.
Innerhalb des Verkehrssektors gehen rund 97 Prozent der Treibhausgasemissionen auf das Konto des motorisierten Straßenverkehrs. Und davon entfallen rund 60 Prozent auf Pkw. Hier setzt der CO2-Preis (auch CO2-Steuer genannt) auf Kraftstoffe wie Benzin und Diesel ab 2021 an: Wer viel fährt und damit hohe CO2-Emissionen verursacht, soll dann auch mehr bezahlen.
Tanken wird durch den CO2-Preis mehr kosten
Eine Tonne CO2 wird im Jahr 2021 mit 25 Euro bepreist. Danach steigt der Preis kontinuierlich bis auf 55 Euro pro Tonne CO2 im Jahr 2025. Da die Verbrennung von Diesel mehr CO2 verursacht als die von Benzin – genau gerechnet sind es bei Diesel 2,65 kg pro Liter, bei Benzin 2,36 kg pro Liter –, steigen auch die Preise an der Zapfsäule unterschiedlich: Der Preis für Benzin dürfte um rund 7 Cent pro Liter steigen, für Diesel um 7,9 Cent pro Liter (jeweils inklusive der an der Tankstelle fälligen Mehrwertsteuer von 19 Prozent).
Entlastung durch höhere Pendlerpauschale
Die Pendlerpauschale soll ab dem 21. Kilometer (einfache Pendelstrecke) erhöht werden — zunächst von 2021 bis 2023 auf 35 statt bisher 30 Cent pro Kilometer, dann von 2024 bis 2026 auf 38 Cent pro Kilometer. Die Pendlerpauschale verringert das zu versteuernde Einkommen. Besserverdienende mit höherem Steuersatz erhalten also durch die Neuregelung mehr Geld zurück als Personen mit niedrigem Einkommen.
Berliner Pendlerstrecken: So entwickeln sich die Kosten
1.380.329 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte wohnten laut Arbeitsagentur 2019 in Berlin. 187.147 (13,6 Prozent) von ihnen fuhren zur Arbeit in einen anderen Kreis, sprich: raus aus dem Stadtgebiet. Gleichzeitig pendelten 333.859 Beschäftigte, die in einem anderen Kreis wohnten, in die Stadt hinein.
Und auch innerhalb Berlins legen Berufstätige zum Teil weite Strecken zu ihrem Arbeitsplatz zurück. Mit der Einführung des CO2-Preises lohnt sich jetzt für die Autofahrerinnen und -fahrer unter ihnen ein geringer Kraftstoffverbrauch – oder der Umstieg auf Fahrrad, Bus und Bahn. Wie viel mehr kostet der Weg zur Arbeitsstelle 2021? Drei Beispiele:
Charlottenburg bis Potsdam: 30 Kilometer
Fast 14.500 Berufstätige pendeln aus Berlin nach Potsdam zur Arbeit. Für Charlottenburgerinnen und Charlottenburger sind das rund 30 Kilometer je einfache Strecke. Nutzen sie dafür einen Kleinwagen mit Dieselantrieb, der 4,2 Liter pro 100 km verbraucht, zahlen sie jeden Tag, an dem sie die Strecke 2021 hin- und zurückfahren, rund 20 Cent mehr. Bei 220 Arbeitstagen kommen so übers ganze Jahr rund 44 Euro zusammen. Sind sie dagegen mit einem großen Benziner (11,7 Liter/100 km) unterwegs, belaufen sich die Mehrkosten auf rund 49 Cent pro Tag und gut 108 Euro im Jahr.
Durch die Erhöhung der Pendlerpauschale 2021 können Autofahrerinnen und Autofahrer in diesem Fall genau 66 Euro vom zu versteuernden Einkommen abziehen (10 km/Tag x 0,03 Euro/km x 220 Tage/Jahr). Geringverdienende mit einem Steuersatz von 15 Prozent würden demnach 9,90 Euro, Spitzenverdienende mit einem Steuersatz von 47,47 Prozent (mit Solidaritätszuschlag) 31,33 Euro von der Steuer zurückbekommen.
Prenzlauer Berg bis Kreuzberg: 7 Kilometer
Am Kollwitzplatz wohnen, am Maybachufer arbeiten – das macht einen einfachen Weg von etwa 7 Kilometern. Je nach genutztem Pkw kostet das im Jahr 2021 aufgrund des CO2-Preises zwischen rund 5 und 12 Cent mehr pro Arbeitstag; aufs ganze Jahr hochgerechnet wären es 10 bis 25 Euro.
Die Entlastung durch die höhere Pendlerpauschale greift hier aufgrund des kurzen Weges nicht. Allerdings ist die Strecke so kurz, dass sie auch umweltfreundlich mit Fahrrad oder E-Bike zurückgelegt werden könnte. Das würde nicht nur die Mehrkosten durch den CO2-Preis einsparen, sondern die gesamten Benzin- und Dieselkosten. Und die lagen 2019, also noch ohne CO2-Aufschlag, für diese Strecke zwischen 163 Euro (kleiner Diesel-Pkw) und 506 Euro (großer Benziner)
Treptow bis Pankow: 15 Kilometer
15 Kilometer hin, 15 Kilometer zurück, so weit ist es von Treptow nach Pankow. Durch den CO2-Preis wird der Sprit für diesen Arbeitsweg pro Tag um 10 bis 25 Cent mehr kosten – je nach Pkw-Größe und Antriebsart bei durchschnittlich 220 Arbeitstagen also um rund 22 bis 54 Euro im ganzen Jahr 2021.
Wer diese Mehrkosten einsparen will, könnte den Weg auch mit dem ÖPNV zurücklegen. Wer einen Mittelkasse-Benziner fährt, hatte nur für diese Strecke im ganzen Jahr 2019 Benzinkosten von 770 Euro. Eine VBB-Umweltkarte Berlin AB kostet derzeit bei monatlicher Zahlung 761 Euro pro Jahr.
So berechnen Sie Ihre Mehrkosten
Durch die Verbrennung von einem Liter Dieselkraftstoff entstehen laut Umweltbundesamt 2,65 Kilogramm CO2. Bei Benzin sind es 2,36 Kilogramm. In Tonnen umgerechnet: 0,00265 Tonnen CO2 pro Liter Diesel und 0,00236 Tonnen CO2 pro Liter Benzin. Im Jahr 2021 wird eine Tonne CO2 mit 25 Euro bepreist. Berücksichtigt man die noch aufzuschlagende Mehrwertsteuer (19 Prozent), ergeben sich pro Liter verbrauchtem Kraftstoff Mehrkosten von rund 7,9 Cent pro Liter Diesel und 7,0 Cent pro Liter Benzin.
Um zu berechnen, wie viel teurer der eigene Weg zur Arbeit wird, muss der Verbrauch des benutzen Pkw herangezogen werden. Wir haben folgende Durchschnittswerte des Umweltbundesamtes benutzt: Der Verbrauch eines Mittelklassewagens pro 100 Kilogramm liegt bei 6,1 Liter Diesel oder 8,3 Liter Benzin. Beim Kleinwagen sind es 4,2 Liter Diesel und 6,7 Liter Benzin. Ein Oberklasse-Wagen verbraucht 8,2 Liter Diesel oder 11,7 Liter Benzin auf 100 Kilometern. Somit ergeben sich durch die CO2-Bepreisung pro gefahrenem Kilometer Mehrkosten von 0,5 Cent beim Diesel-Mittelklasse-Pkw und 0,6 Cent bei einem Mittelklasse-Benziner.