Balkonkraftwerke: Alles über die Mini-Solaranlagen.
Wie das Balkonkraftwerk für zu Hause funktioniert, ob es sich lohnt und was es kostet: Wir erklären alles Wichtige über die Mini-Solaranlagen für Balkon, Terrasse, Flachdach oder Garten.
Inhaltsverzeichnis
- Zu Hause selbst Sorlarstrom herstellen
- Was sind Balkonkraftwerke?
- So funktioniert ein Balkonkraftwerk
- Leistung, Größe und Gewicht eines Balkonkraftwerkes
- Kosten eines Balkonkraftwerkes und Förderungen
- Lohnt sich ein Balkonkraftwerk?
- Montage und Ausrichtung eines Balkonkraftwerkes
- Das ist bei Balkonkraftwerken zu beachten
- Die Vor- und Nachteile von Balkonkraftwerken im Überblick
- Ökostrom für Mieterinnen und Mieter auch ohne Balkonkraftwerk
- Ihr Balkonkraftwerk für Zuhause
Zu Hause selbst Sorlarstrom herstellen
Aufbauen, Stecker rein, Solarstrom produzieren – so einfach ist es, mit Balkonkraftwerken Strom selbst zu erzeugen. Damit können auch Mieterinnen und Mieter in einer Mietwohnung ihren eigenen Solarstrom herstellen und sich so aktiv an der Energiewende beteiligen. Auch Wohnungseigentümer und Hauseigentümer mit größerer Photovoltaikanlage auf dem Dach können mit einem Balkonkraftwerk zusätzlich Solarstrom für den Eigenbedarf produzieren. Aktuell fangen in Deutschland nach Branchenangaben mehr als 250.000 dieser Mini-Solaranlagen die Sonne auf Balkonen, Terrassen, Flachdächern und in Gärten ein. Sie erzeugen zusammen etwa 100 Megawatt Strom.
Balkonkraftwerke wandeln die erneuerbare Energie der Sonne in Strom für den Hausgebrauch um. Damit sind sie eine umweltfreundliche Alternative zu konventionellen Energiequellen. Da beim Stromproduzieren mittels Photovoltaik kein Kohlendioxid entsteht, können Haushalte mit einem eigenen kleinen Kraftwerk auf dem Balkon ihren CO2-Fußabdruck verringern. Mini-Solaranlagen decken mit ihrer Leistung einen Teil des eigenen Strombedarf ab und senken damit die Stromkosten.
Was sind Balkonkraftwerke?
Balkonkraftwerke sind kleine Solaranlagen, die auf dem Balkon, der Terrasse oder der Dachterrasse, an der Fassade eines Gebäudes, auf einem Flachdach, im Garten oder auf einer anderen geeigneten Fläche montiert werden können. Andere Bezeichnungen für das Balkonkraftwerk sind Mini-Solaranlage, Mini-Photovoltaikanlage, Stecker-Solaranlage, Plug-and-play-PV-Anlage oder auch Guerilla-Solaranlage.
Die Stecker-Solaranlagen bestehen aus einem oder mehreren Solarmodulen, einem integrierten Wechselrichter und einem Kabel mit Stecker, das direkt an die Steckdose in der Wohnung angeschlossen wird. Die Leistung der Kleinst-PV-Anlagen sind in Deutschland momentan auf 600 Watt Wechselrichterleistung begrenzt. Die Bundesregierung plant aber, diese Schwelle zu erhöhen, sodass Stecker-Solaranlagen perspektivisch eine Leistung von 800 Watt haben dürfen.
So funktioniert ein Balkonkraftwerk
Bei Sonnenschein wandeln die Solarzellen des Balkonkraftwerkes die Energie der Sonne in Gleichstrom um. Der Wechselrichter transformiert diesen in Wechselstrom für den Haushalt. Ein Anschlusskabel mit Stecker speist den Strom dann direkt über eine Steckdose in der Wohnung ins Hausnetz ein. Der selbst erzeugte Strom steht sofort zum Eigenverbrauch in der eigenen Wohnung bereit. Geräte, die gerade laufen – WLAN-Router, Kühlschrank, Geräte im Stand-by-Modus, Waschmaschine – ziehen sich diesen Strom.
Wird gerade kein Strom gebraucht, fließt der Solarstrom ins allgemeine Stromnetz. Da Balkonkraftwerke nur eine relativ geringe Strommenge produzieren, gibt es dafür keine Einspeisevergütung wie bei den wesentlich größeren Solaranlagen fürs Dach. Stromspeicher, die überschüssigen Strom speichern, bis er gebraucht wird, gehören momentan nicht standardmäßig zur Ausstattung eines Balkonkraftwerkes. Einige Modelle können jedoch damit aufgerüstet werden.
Leistung, Größe und Gewicht eines Balkonkraftwerkes
Die Leistung eines Balkonkraftwerkes hängt von der Ausgangsleistung des Wechselrichters ab. In Deutschland liegt die Leistung der handelsüblichen Modelle momentan in der Regel bei 300 bis 600 Watt. Bis zu dieser Grenze gelten die vereinfachten gesetzlichen Vorschriften für Montage und Betrieb. Die Leistung der Solarmodule selbst kann jedoch höher sein und wird in Watt Peak (Wp) gemessen. Das ist die Spitzenleistung, die unter optimalen Bedingungen – etwa Südausrichtung der Module, 90-Grad-Winkel der Einstrahlung und durchgehend Sonne – erreicht werden kann.
Ein einzelnes Solarmodul eines Balkonkraftwerkes misst etwa 1,75 x 1 Meter. Es gibt kleinere Module, die meist auch weniger Leistung haben. Ein durchschnittliches Solarpanel ist etwa 20 Kilogramm schwer. Doch es gibt auch Solarmodule, die nur drei Kilo auf die Waage bringen. Solche Leichtbaumodule aus Kunststoff eignen sich besonders für die Montage am Balkongeländer.
Kosten eines Balkonkraftwerkes und Förderungen
Mini-PV-Anlagen kosten aktuell je nach Leistung und Ausstattung zwischen 350 und 1.400 Euro. Um Mieterinnen und Mieter, Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer dazu zu motivieren, über Mini-Solaranlagen eigenen Strom zu produzieren, hat die Bundesregierung Balkonkraftwerke von der Mehrwertsteuer von 19 Prozent befreit. Das soll die Preise auf dem Markt etwas senken. Auch einzelne Bundesländer bieten Förderungen von Balkonkraftwerken: Berlin und Mecklenburg-Vorpommern unterstützen den Kauf einer Stecker-Solaranlage mit bis zu 500 Euro, Schleswig-Holstein mit 200 Euro. Außerdem haben zahlreiche Kommunen Förderprogramme mit unterschiedlichen Summen und Bedingungen aufgesetzt – nachfragen lohnt sich also.
Balkonkraftwerke: Förderungen in Berlin
Das Land Berlin fördert mit dem Programm SolarPLUS den Kauf einer Stecker-Solaranlage pauschal mit bis zu 500 Euro. Pro Wohnung ist nur eine Mini-Solaranlage förderfähig. Mieterinnen und Mieter von Wohnungen in Berlin müssen den Antrag vor dem Kauf stellen. Das Förderprogramm ist am 10. Februar 2023 gestartet und stellt Mittel für 14.000 Wohnungen bereit.
Mittlerweile hat das Land Berlin die Förderung erweitert. Nun erhalten auch Eigentümerinnen und Eigentümer von selbst genutztem Wohneigentum und Pächterinnen und Pächtern von Klein- und Erholungsgärten eine Förderung über 500 Euro für eine Stecker-Solaranlage. Auch sie können den Förderantrag über die Investitionsbank Berlin stellen.
Lohnt sich ein Balkonkraftwerk?
Ob sich ein Balkonkraftwerk lohnt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zunächst einmal ist der Standort des Balkons entscheidend. Er muss genügend Sonneneinstrahlung haben, damit eine Mini-Solaranlage dort eine ausreichende Menge Strom erzeugen kann. Ein weiterer Faktor ist der Strombedarf des Haushalts. Das Balkonkraftwerk produziert tagsüber Strom, wenn die Sonne scheint. Wer über den Tag viel Strom benötigt, weil er zu Hause ist, kann also dementsprechend mehr eigenen Strom verbrauchen und muss weniger auf Strom vom Stromanbieter zurückgreifen. Je nachdem wie gut die Bedingungen sind, können etwa zehn bis 20 Prozent des eigenen Strombedarfs durch selbst produzierten Solarstrom abgedeckt werden.
Auch der Strompreis wirkt sich darauf aus, ob sich ein Balkonkraftwerk rechnet. Bei hohen Strompreisen lohnt es sich eher, selbst Strom zu produzieren, denn es muss weniger Strom dazugekauft werden. In der Regel amortisieren sich die Kosten für ein Balkonkraftwerk nach acht bis zwölf Jahren. Die Hersteller geben auf Mini-Solaranlagen meist eine Garantie von 25 Jahren, doch die Anlagen laufen oft länger. Wer genauer berechnen möchte, wie viel Strom und Stromkosten sich mit einem Balkonkraftwerk im eigenen Zuhause sparen lassen, kann das mit dem Stecker-Solar-Simulator der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin tun.
Lohnt sich ein Balkonkraftwerk für einen Zwei-Personen-Haushalt?
Wir haben den Nutzen eines Balkonkraftwerkes beispielhaft für einen Zwei-Personen-Haushalt durchgerechnet: Eine Zweier-Wohngemeinschaft im Mietshaus mit einem Stromverbrauch von 2.100 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr montiert sich zwei Solarmodule mit einer Leistung von 600 Watt an den Südbalkon, der den ganzen Tag Sonne satt abbekommt. Das Balkonkraftwerk haben die beiden Bewohnerinnen für 650 Euro erworben; für eine Kilowattstunde Strom zahlen sie bei ihrem Stromanbieter 33 Cent. Das Ergebnis: Mit ihrer Mini-PV-Anlage erzeugen die Mieterinnen pro Jahr 414 kWh Solarstrom. Das ist ein Eigenversorgungsanteil von 13 Prozent. Damit sparen sie jährlich 87 Euro an Stromkosten und – für die beiden besonders wichtig – 842 Kilo CO2 ein. Nach acht Jahren hat das Balkonkraftwerk seine Kosten wieder eingespielt.
Montage und Ausrichtung eines Balkonkraftwerkes
Zu den vereinfachten Regelungen für Stecker-Solaranlagen gehört auch, dass Mieterinnen und Mieter Balkonkraftwerke selbst montieren können. Sie müssen also keinen Installationsbetrieb beauftragen, was Kosten spart. Bei der Montage ist zu beachten, dass es für unterschiedliche Flächen unterschiedliche Halterungen gibt. Je nachdem ob die Stecker-Solaranlage am Balkongeländer, der Fassade, auf dem Flachdach, einem Tisch oder im Garten installiert werden soll, muss also eine spezielle Halterung dazugekauft werden.
Wichtig ist, dass das Balkonkraftwerk so ausgerichtet ist, dass es möglichst viel Sonne einfangen kann. Für ein einzelnes Solarmodul ist die Südausrichtung ohne Verschattung ideal, denn hier bekommt es am meisten Sonne ab. Bei zwei Solarmodulen bietet es sich an, eines nach Südosten und das andere nach Südwesten auszurichten, sodass die Module morgens und abends Strom produzieren. Das sind die Zeiten, in denen normalerweise am meisten Strom verbraucht wird, weil die Menschen zu Hause sind. Damit die Sonnenstrahlen möglichst senkrecht einfallen können, empfiehlt es sich, die Solarmodule im richtigen Winkel schräg nach oben auszurichten.
Das ist bei Balkonkraftwerken zu beachten
Wer sich eine Mini-PV-Anlage für seine Mietwohnung anschafft, muss verschiedene Dinge beachten. Da die Bundesregierung nach dem bereits geltenden Solarpaket 1 noch weitere Vereinfachungen plant, am besten vor dem Kauf noch mal genau informieren. Hier ein paar Regeln im Überblick:
Wie groß darf ein Balkonkraftwerk sein?
Eine Mini-PV-Anlage darf ohne Genehmigung des Netzbetreibers momentan nicht mehr als 600 Watt Leistung ins Stromnetz einspeisen. Die Obergrenze könnte sich bald auf 800 Watt erhöhen. Sie bezieht sich auf einen Haushalt beziehungsweise einen Stromzähler. Wer eine größere Anlage mit mehr Leistung installieren möchte, muss zusätzliche Vorgaben erfüllen. Er darf sie zum Beispiel nicht eigenständig über die Haushaltssteckdose anschließen, sondern muss eine Elektrofachkraft hinzuziehen. Und wie viele Balkonkraftwerke sind erlaubt? Zwei Mini-Solaranlagen sind dann kein Problem, wenn sie zusammen die Obergrenze von 600 Watt Leistung nicht überschreiten. Zwei Anlagen mit jeweils 600 Watt überschreiten die Grenze für die vereinfachte Anmeldung, sodass es hier nur mit Elektrofachkraft geht.
Sind Balkonkraftwerke meldepflichtig?
Für ein Balkonkraftwerk mit einer Leistung von maximal 600 Watt ist zwar keine Genehmigung nötig, aber eine Anmeldung bei zwei Stellen: Mini-PV-Anlagen-Betreiberinnen oder -Betreiber müssen ihr Balkonkraftwerk bei ihrem Netzbetreiber vor Ort anmelden, bevor sie es anschließen. Der Name des zuständigen Netzbetreibers findet sich auf der letzten Stromrechnung und auf dem Zähler selbst. Der Netzbetreiber für Berlin ist zum Beispiel Stromnetz Berlin. Außerdem ist eine Stecker-Solaranlage im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur zu registrieren. Diese Doppelmeldepflicht könnte aber bald vereinfacht werden.
Genehmigung vom Vermieter oder der Eigentümergemeinschaft nötig?
Um ein Balkonkraftwerk direkt auf dem Balkon oder im Garten aufzustellen, braucht es keine Genehmigung der Vermieterin, des Vermieters oder der Eigentümergemeinschaft, denn das ist Sache der Mietparteien. Wer eine Anlage jedoch außen am Balkongeländer oder an der Fassade des Hauses anbringen möchte, muss eine Zustimmung einholen. Denn die Mini-PV-Anlage verändert das äußere Erscheinungsbild des Gebäudes. Doch bald könnten Balkonkraftwerke als „privilegierte Maßnahme“ im Gesetz verankert werden – dann können Vermieterinnen und Vermieter ihre Zustimmung nicht mehr verweigern.
Stromzähler mit Rücklaufsperre
Wer ein Balkonkraftwerk betreiben möchte, braucht dafür einen Stromzähler mit Rücklaufsperre. Alte analoge Zähler (Ferraris-Zähler), bei denen sich hinter einem Fenster eine Scheibe dreht, haben keine Rücklaufsperre. Sie würden rückwärts laufen, wenn die Stecker-Solaranlage Strom einspeist. Deshalb ist es nötig, den Netzbetreiber zu kontaktieren und nachzufragen, ob ein Zählertausch nötig ist. Gegebenenfalls baut er einen neuen Zähler mit Rücklaufsperre ein. Doch auch das könnte bald einfacher werden: Eventuell werden dann, zumindest für eine gewisse Zeit, potenziell rückwärts laufende Stromzähler akzeptiert.
Schuko- oder Wieland-Stecker – welcher Stecker ist der richtige fürs Balkonkraftwerk?
Balkonkraftwerke können direkt an die Steckdose in der Wohnung angeschlossen werden, wenn die Elektroinstallation im Haus einwandfrei und auf dem neuesten technischen Stand ist. Das ist normalerweise eine haushaltsübliche Schuko-Steckdose (Schutzkontakt-Steckdose). Besonders abgesicherte Wieland-Steckdosen mit Wieland-Stecker sind etwas teurer und müssen von Elektrofachpersonal eingebaut werden. Bald soll die Schuko-Steckdose offiziell als Anschluss fürs Balkonkraftwerk anerkannt werden. Für Balkonkraftwerke gilt, was auch für andere größere Haushaltsgeräte gilt: Sie müssen direkt an eine Wandsteckdose angeschlossen werden und dürfen nicht an Mehrfachsteckerleisten hängen.
Die Vor- und Nachteile von Balkonkraftwerken im Überblick
Welche Vorteile und Nachteile ein eigenes Balkonkraftwerk mit sich bringt, fassen wir in der folgenden Tabelle zusammen:
Vorteile von Balkonkraftwerken | Nachteile von Balkonkraftwerken |
---|---|
Auch in der Mietwohnung möglich | Können nur 10 bis 20 Prozent |
Niedrigere Stromkosten | Lohnen sich nicht für jeden Haushalt |
Geringerer CO2-Ausstoß | Keine Einspeisevergütung |
Relativ günstig | Normalerweise keine Stromspeicherung |
Einfache Installation |
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Relativ kurze Amortisationszeit |
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Ökostrom für Mieterinnen und Mieter auch ohne Balkonkraftwerk
Noch nicht ganz überzeugt vom Konzept Balkonkraftwerk? Oder lieber noch abwarten, bis klar ist, was sich gesetzlich ändert? Das ist verständlich. Während sich Hauseigentümerinnen und -eigentümer einfach eine Photovoltaikanlage mit Speicher aufs Dach bauen lassen können, ist es für umweltbewusste Mieterinnen und Mieter schwieriger, die Energiewende mit erneuerbaren Energien in der Mietwohnung umzusetzen. Doch es geht auch einfach und schnell – und ganz ohne Investitionskosten: Wer Ökostrom schon jetzt direkt aus der Steckdose haben möchte, kann mit wenigen Klicks auf GASAG | Ökostrom umsteigen. Dieser kommt aus europäischen Anlagen und ist klimafreundlich!
Ihr Balkonkraftwerk für Zuhause
Produzieren Sie Ihren eigenen Strom auf Ihrem Balkon. Wichtig dabei ist, sich im Vorfeld zu vergewissern, dass Ihr hauseigenes Stromnetz den dafür nötigen Standards entspricht. Wenn Sie sich unsicher sind, ziehen Sie eine Elektrikerin oder einen Elektriker zurate. Auf GASAG | Balkonkraftwerk finden Sie weitere wichtige Informationen.