Schnell viel CO2 sparen – wie geht das?
Mithilfe eines einfachen Prinzips lässt sich der CO2-Ausstoß verringern
Klimaneutral leben – das hört sich fantastisch an! Und mit der Einführung des CO2-Preises ab 2021, von manchen auch CO2-Steuer genannt, macht sich CO2-Sparen auch deutlich im Geldbeutel bemerkbar. Doch von heute auf morgen alle Emissionen abstellen und auf Gewohnheiten verzichten, die auf Kosten des Klimas gehen? Das scheint so aufwendig, dass man gar nicht erst anfangen möchte. Aber mit einigen kleinen Schritten große Wirkung erzielen? Das klingt schon viel besser. Und funktioniert mit dem Pareto-Prinzip ganz einfach.
Pareto-Prinzip auf das CO2-Sparen übertragen
Das Pareto-Prinzip wird auch die 80-20-Regel genannt. Es besagt, dass man den größten Teil einer Aufgabe mit wenig Aufwand erledigen kann: Nämlich 80 Prozent des Ergebnisses mit nur 20 Prozent Aufwand. Erst, wenn man auch die letzten 20 Prozent, also Perfektion, erreichen will, muss man mit dem erheblichen Aufwand von 80 Prozent rechnen.
Wenn sich das Pareto-Prinzip auch nicht eins zu eins auf den Klimaschutz übertragen lässt, steht eines fest: Schon mit wenig Aufwand lässt sich in den eigenen vier Wänden eine Menge CO2 einsparen.
Wer hat’s erfunden?
Benannt ist das Pareto-Prinzip nach dem italienischen Ingenieur und Wohlfahrtsökonomen Vilfredo Pareto (1848-1923), der im Jahre 1906 beobachtete, dass sich rund 80 Prozent des italienischen Grundbesitzes in den Händen von nur 20 Prozent der Bevölkerung befanden.
Es gibt so viele Möglichkeiten, CO2 zu sparen
Ideen und konkrete Maßnahmen, um den eigenen CO2-Ausstoß im Alltag noch weiter zu senken, gibt es viele. Vom mit Ökostrom betriebenen Elektroauto und dem saisonalen und regionalen Einkaufen, über die grüne Geldanlage bis hin zur Verwendung von Recyclingpapier und dem eingeschränkten Versand von E-Mails. Der Aufwand ist unterschiedlich groß und nicht alles passt für jede und jeden. Aber es lohnt sich allemal, unsere Spartipps auszuprobieren und umzusetzen, was in den eigenen vier Wänden möglich ist. Für mehr Klimaschutz und eine intakte Umwelt.
Mit wenig Aufwand viel CO2 sparen
Wie sieht CO2-Sparen nach der 80-20-Regel in der Praxis aus? Vielleicht so: Familie Sparer ist eine deutsche Durchschnittsfamilie. Zwei Erwachsene, zwei Kinder. Zusammen leben sie zur Miete in einer 97 Quadratmeter großen Berliner Altbauwohnung. Sie fahren ein Auto, essen drei Mal pro Woche Fleisch.
Familie Sparer möchte umweltschonender leben. Mithilfe des CO2-Rechners des Umweltbundesamtes haben sie berechnet, dass Mutter Sparer im Jahr mit ihrer Lebensweise rund 9,5 Tonnen CO2 verursacht. Das ist zwar weniger als der Durchschnittsdeutsche mit seinen 11 Tonnen, aber dennoch zu viel. Denn das Klimaziel der Bundesregierung lautet: Bis 2050 sollen 95 Prozent weniger Treibhausgase als im Jahr 1990 ausgestoßen werden.
Um das zu erreichen, darf jede und jeder Deutsche bis dahin weniger als 1 Tonne CO2 emittieren. Familie Sparer will daher jetzt schon viel tun und entschließt sich, ihren ökologischen Fußabdruck zu halbieren. Heißt: Statt jährlich 38 Tonnen CO2 zu verursachen, sollen es nur noch 19 Tonnen sein. Die ersten 80 Prozent – also 15,2 Tonnen – erreichen sie durch folgende Maßnahmen.
So spart Familie Sparer ordentlich CO2 ein
Bereich Energie | |
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Familie Sparer wechselt zu Ökostrom und reduziert damit ihre Emissionen um 90 Prozent. | -1,4 t |
Auch die Umrüstung auf LEDs geht schnell. | - 135 kg |
Der Kühlschrank mit schlechter Effizienzklasse wird durch ein modernes Gerät ersetzt. | - 160 kg |
Der Wäschetrockner verursacht viel CO2 und wird abgeschafft. | - 300 kg |
Familie Sparer besorgt sich einen Sparduschkopf. Der kommt mit etwa der Hälfte an Wasser pro Minute aus. | - 640 kg |
Ein PC verbraucht mehr Strom als ein moderner Laptop. Die beiden alten Geräte werden ersetzt. | - 120 kg |
Im Internet hat Papa Sparer gelesen, dass man richtig CO2 spart, wenn man die Zimmertemperatur in der Heizsaison um 1 Grad reduziert. | - 350 kg |
CO2-Ersparnis pro Jahr = 3,1 Tonnen |
Bereich Mobilität | |
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Vater Sparer fährt jeden Tag mit dem alten Volvo 7,2 Kilometer von Prenzlauer Berg nach Kreuzberg zur Arbeit – und zurück. Bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 9,9 Litern auf 100 km macht das 3,3 kg CO2 pro Tag! Ab sofort nimmt er das Fahrrad. | - 755,7 kg |
Oma und Opa Sparer wohnen in München. Bisher fliegt Familie Sparer alle drei Monate zu ihnen. Pro Besuch hat die Familie 1,2 Tonnen CO2 verursacht. Jetzt nehmen sie den Zug. Mit dem UmweltMobilCheck der Deutschen Bahn haben sie herausgefunden, dass sie für Hin- und Rückfahrt alle vier nur 0,64 kg verursachen. Was für ein Unterschied! | - 4,8 t |
CO2-Ersparnis pro Jahr = 5,6 Tonnen |
Bereich Konsum und Ernährung | |
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Pro Person verursachen Deutsche laut Statistischem Bundesamt im Jahr 200 Kilogramm CO2-Emissionen für Kleidung und Textilien. Allein in der Produktion eines T-Shirts aus Baumwolle stecken 11 Kilogramm CO2. Familie Sparer nimmt sich vor, künftig fast ausschließlich auf Flohmärkten und in Secondhand-Läden einzukaufen. Frau Sparer besucht eine Kleidertausch-Party. | - 150 kg |
Familie Sparer isst etwa so viel Fleisch wie die Deutschen im Durchschnitt – und damit rund 60 Kilogramm pro Person. Das entspricht 324 Kilogramm CO2 pro Familienmitglied. Künftig soll nur noch halb so viel Fleisch auf den Tisch kommen. | - 648 kg |
Dass Butter das Lebensmittel ist, das pro Kilogramm am schädlichsten fürs Klima ist, überrascht Familie Sparer. Rund 24 Kilogramm CO2 landen in der Atmosphäre, um 1 Kilogramm Butter herzustellen. Bei Margarine sind es nur 1,35 CO2 je Kilogramm. 5,79 Kilogramm verzehrt jedes Familienmitglied pro Jahr – wie der Durchschnittdeutsche auch. Sie steigen um. | - 524,6 kg |
CO2-Ersparnis pro Jahr = 1,32 Tonnen |
CO2-Kompensation | |
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Familie Sparer möchte 5 Tonnen ihres CO2-Ausstoßes kompensieren. Sie finden einen Anbieter, bei dem 1 Tonne 16 Euro kostet, zahlen also 80 Euro. Mit diesem Geld wird andernorts CO2 eingespart. Etwa, indem Menschen in Ruanda mit effizienten Öfen ausgestattet werden, was Brennstoff spart, oder in Nepal eine Biogasanlage errichtet wird. | - 5 t |
CO2-Ersparnis pro Jahr = 5 Tonnen |
Mit diesen Maßnahmen, die Familie Sparer insgesamt überraschend leicht gefallen sind, sparen sie in Summe 15 Tonnen CO2 ein. Sie nehmen sich vor, weiter an der Verbesserung ihrer Klimabilanz zu arbeiten, sind sich aber bewusst, dass die restlichen 20 Prozent bis zu ihrem Ziel schwerer zu erreichen sein werden als die ersten 80 Prozent. Aber sie haben schon Ideen:
Mit diesen 10 Tricks will Familie Sparer künftig noch mehr CO2 einsparen
- Mama Sparer liebt Avocados. Aber: Anbau, Transport und Lagerung eines Kilos stößt nach dem Bundesministerium für Umwelt 846 Gramm CO2 aus. Künftig kauft sie weniger.
- Familie Sparer will versuchen, auf Plastik zu verzichten. Einmal die Woche kaufen sie in einem Unverpackt-Laden ein.
- Saisonal und regional einkaufen vermeidet lange Transportwege, hohen Energieaufwand für beheizte Gewächshäuser und fördert außerdem die Erzeugerinnen und Erzeuger in der Umgebung. Familie Sparer versucht es. Mit jeder Woche, in der sie das schaffen, sparen sie 2 Kilogramm CO2 ein. Halten sie ein ganzes Jahr durch, sind es rund 100 Kilogramm CO2.
- Auch der Fischkonsum soll künftig heruntergefahren werden.
- Mama Sparer kann sich vorstellen, auf Kaffee zu verzichten. Auch Papa Sparer versucht es. Pro Tasse sparen sie rund 75 Gramm CO2.
- Alle wollen energiesparender leben.
- Online-Shopping, Lieferservice, Streaming – Familie Sparer zügelt sich.
- Gut fürs Klima und gesund: Mama und Papa Sparer nehmen die Treppe statt den Aufzug. Morgens hinauf ins Büro, dann zur Mittagspause nach draußen und abends wieder hinunter: Wer vier Wochen lang (also an 20 Arbeitstagen) viermal täglich die Treppe nutzt, statt mit dem Aufzug zu fahren (und das bei 12 Stockwerken), spart 0,8 Kilogramm CO2.
- Recyclingpapier verwenden: Jeder fünfte Baum, der weltweit gefällt wird, landet in der Papierherstellung. Im Vergleich zur Verwendung von Frischfasern spart Papierrecycling obendrein Wasser und verbraucht deutlich weniger Energie: Bei jeder Packung Recycling-Druckerpapier mit 500 Blatt spart Familie Sparer 2 Kilogramm CO2 ein.
- Plastiktüte vs. Obstnetz: Klarer Fall: das Mehrwegnetz gewinnt. Es kann hunderte Male wiederverwendet werden. Kleine Beispielrechnung: Jede Woche drei dünne Plastiktütchen für Obst und Gemüse macht 150 Stück pro Jahr – rund 750 Gramm CO2, die doch jede und jeder schnell mal einsparen kann – denkt sich Familie Sparer und stellt sich um.
Wie das Beispiel der fiktiven Familie Sparer zeigt: Es ist möglich, klimafreundlicher zu leben. Es ist nicht zwangsläufig nötig, Geld auszugeben, um CO2 zu kompensieren – so wie Familie Sparer es getan hat, um ihr persönliches Klimaschutz-Ziel schnell zu erreichen. Mit anderen Einsparungen lässt sich das auch erreichen. Dabei muss nicht sofort der gesamte bisherige Lebensstil umgekrempelt werden. Wichtiger ist, überhaupt anzufangen. Das macht sich auch im Geldbeutel bemerkbar!
Den Klimawandel komplett zu verhindern, kann nicht mehr gelingen. Die ersten Folgen sind bereits deutlich spürbar – in vielen Teilen der Welt, auch in Deutschland. Nun gilt es, die Klimaerwärmung um jeden Preis zu beschränken. 1,5 Grad Celsius gelten als das Maximum, mit dem ein völliges Kippen des Weltklimas gerade noch verhindert werden kann. Dazu ist es noch nicht zu spät. Es ist die dringendste und wichtigste Aufgabe unserer Zeit. Und sie kann nur gelingen, wenn wir alle unseren Beitrag leisten.