CNG-Autos: die heimlichen Umwelt-Helden.
CNG beziehungsweise Bio-Erdgas ist ein Antrieb mit Zukunft – denn der alternative Kraftstoff ist deutlich umweltfreundlicher als Benzin und Diesel. Und noch dazu preiswerter. Zu Besuch bei Familie Svarovsky in Potsdam und ihrem VW Touran EcoFuel.
Sabrina und Sebastian Svarovsky wohnen mit ihren beiden Kindern und zwei Katzen in einem Einfamilienhaus am Stadtrand von Potsdam. Wer sie besucht, sieht noch vor dem Klingeln an der Haustür, was die junge Familie in Bewegung bringt: ein großes Trampolin, das auf der kleinen Rasenfläche steht, und der frisch gewaschene, schwarze VW Touran auf der gepflasterten Einfahrt. Baujahr 2008. Tachostand: um die 150.000 Kilometer. Das Trampolin soll uns heute weniger interessieren. Das Familienauto dafür umso mehr.
Beginnen wir dafür mit einem kleinen Rätsel: Familie Svarovsky tankt weder Benzin noch Diesel. Ihr Touran fährt aber auch nicht rein elektrisch oder mit Wasserstoff. Er ist ein „EcoFuel“-Modell – ein CNG-Auto.
Was ist ein CNG-Auto?
Ein CNG-Auto ist ein Auto, das Bio-Erdgas oder herkömmliches Erdgas tankt. Und weil Erdgas ein Naturprodukt ist, profitiert auch die Umwelt. Bei der Verbrennung von CNG entstehen deutlich weniger Stickoxid, Kohlenmonoxid und CO2 als bei einem Benziner oder Diesel. Und wer 100 Prozent Bio-CNG tankt, fährt mit einem CNG-Auto nahezu klimafreundlich. CNG steht übrigens für „Compressed Natural Gas“ oder auf Deutsch „komprimiertes Erdgas“.
CNG: alternativer Antrieb mit vielen Vorteilen
Um die 100.000 Fahrzeuge mit CNG-Antrieb fahren auf Deutschlands Straßen. Wenn man bedenkt, dass sie deutlich grüner sind als Benziner und Diesel, dürften es gerne mehr sein. CNG-Autos können durchaus als heimliche Umwelt-Helden bezeichnet werden und gelten als ideale Ergänzung zur Elektro-Mobilität, da sie auch für lange Strecken geeignet sind.
CNG und LPG: nicht verwechseln
Viele denken beim Stichwort „Gasantrieb“ an LPG, auch Autogas oder Flüssiggas genannt. Dabei handelt es sich aber um ein Flüssiggas-Gemisch, das bei der Ölverarbeitung in Raffinerien abfällt – also kein Naturprodukt. CNG-Autos fahren hingegen mit komprimiertem Erdgas. In puncto Reichweite und Klimabilanz überbieten sie LPG-Autos.
5 gute Gründe für ein Erdgas-Fahrzeug
1. CNG-Autos stoßen gegenüber einem Benziner etwa 25 Prozent weniger Kohlendioxid aus, bei Stickoxiden werden bis zu 90 Prozent der Emissionen verhindert und Feinstaub fällt nahezu gar nicht an. Wer Bio-CNG tankt, ist nahezu klimafreundlich unterwegs.
2. CNG ist deutlich preiswerter als Benzin und Diesel.
3. Für CNG-Autos fällt eine günstigere Kfz-Steuer an.
4. CNG wird mindestens noch bis 2026 staatlich subventioniert.
5. CNG-Fahrzeuge haben eine hohe Reichweite. Die Motoren wurden stetig weiterentwickelt – sie haben heute Power und sind deutlich effizienter als früher. Das führt zu einem niedrigeren Verbrauch. Wird zusätzlich der Benzintank genutzt, erhöht sich die Reichweite nochmals.
CNG kann 100 Prozent Bio!
Der Kraftstoff CNG lässt sich nicht nur aus herkömmlichem Erdgas, sondern auch aus Bio-Erdgas herstellen, das aus Biomasse oder biologisch abbaubaren Reststoffen gewonnen wird. Etwa 200 aller CNG-Tankstellen in Deutschland bieten schon heute 100 Prozent Bio-CNG an. Und CNG-Autos können sogar mit Windenergie fahren, wenn Wasser mittels Ökostrom per Power-to-Gas-Methode in synthetisches CNG verwandelt wird.
Das sieht auch Familie Svarovsky so: „Wir nutzen das Auto für Einkäufe, Ausflüge und Urlaubsreisen. Möglichst umweltschonend unterwegs zu sein, ist uns wichtig. Mit einem CNG-Auto ist das ziemlich einfach“, meint Sabrina Svarovsky. Dass sie vorher kurz schauen muss, wo sie tanken kann, nimmt sie dafür gerne in Kauf.
Tankstellen-Netz für CNG-Autos
Deutschlandweit gibt es aktuell knapp 850 CNG-Tankstellen. Eine gute Übersicht bieten der ADAC-Tankstellenfinder und die kostenlose App „A–Z Erdgastankstellen“ von Zukunft GAS e. V.
Im städtischen Raum ist das Netz recht gut geknüpft – in ländlichen Regionen dagegen etwas weitmaschiger. In Potsdam kann Familie Svarovsky mittlerweile zwischen drei Erdgas-Tankstellen wählen – an zwei davon bekommen sie 100 Prozent Bio-CNG. Dennoch ist es manchmal ein kleiner Umweg bis zur nächsten Zapfsäule. Im Alltag sei das jedoch kein Problem, meint Sabrina Svarovsky: „Wir verbinden zum Beispiel Einkäufe oder den Besuch unserer Verwandten mit dem Weg zur Tankstelle.“
Außerhalb Deutschlands sieht es mit dem Tanken mal so und mal so aus: Während man in den meisten europäischen Ländern wie Belgien, Holland, Tschechien oder Italien ebenfalls ein gut ausgebautes CNG-Tankstellennetz findet, besteht beispielsweise in Polen derzeit noch Nachholbedarf: „Auf eine Reise an die polnische Ostseeküste haben wir deshalb schon mal verzichtet, denn die letzte CNG-Tankstelle wäre auf deutscher Seite gewesen“, erzählt Sabrina Svarovsky. In Richtung Schwarzwald, Harz oder Schleswig-Holstein war die Fahrt in den Urlaub für die Familie dagegen kein Problem.
Angst, wegen eines leeren Tanks liegen zu bleiben, hatten sie aber noch nie. Nicht zuletzt, weil CNG-Autos immer auch noch einen Benzintank mit an Bord haben. Im Fall des Tourans der Svarovskys reicht der für 150 km – genügend Puffer, falls die nächste CNG-Tankstelle doch nicht gleich in Sicht ist. Das Umschalten verläuft automatisch. „Wir haben daher auch zwei Tankuhren am Armaturenbrett“, erklärt Sabrina Svarovsky. Die stille Reserve musste sie erst einmal anzapfen: „Als wegen eines Waldbrandes viele Straßen gesperrt waren, mussten wir auf dem Weg nach Hause weite Umweg machen – da sind wir zum ersten Mal ein paar Kilometer mit dem Benzintank gefahren.“
CNG preiswerter als Benzin und Diesel
Erst einmal an der Tankstelle angekommen, können sich CNG-Fahrer dann so richtig freuen – denn CNG ist deutlich preiswerter als Super oder Diesel. So konnte Familie Svarovsky auf den 150.000 km, die ihr Touran jetzt schon verlässlich die Umwelt schont, jede Menge Geld fürs Tanken sparen. Für einen Kostenvergleich müssen wir auf den Energiegehalt schauen: Ein Kilogramm CNG beinhaltet die Energie von rund 1,3 Litern Diesel beziehungsweise 1,5 Litern Super. Ein Kilogramm CNG kostet aktuell rund 1,10 Euro – was einem Superbenzin-Preis von etwa 0,80 Euro pro Liter entspricht. Oder anders ausgedrückt:
Sind Erdgas-Autos auch sicher?
Beim Thema Sicherheit stehen moderne Erdgasautos normalen Verbrennern in nichts nach. Die Technik hält Unfällen sicher Stand, wie der ADAC bei ausgiebigen Crashtests festgestellt hat. Wichtig ist, dass der Tank dicht bleibt und gut vor Korrosion geschützt ist. Wenn Hersteller merken, dass es möglicherweise ein Problem gibt, handeln sie sofort. So musste auch Volkswagen hier 2012 nacharbeiten. 6.700 Touran EcoFuel aus dem Bauzeitraum 2005 bis 2009 mussten zurückgerufen werden, weil der Gastank rosten konnte. Davon waren auch die Svarovskys betroffen. „Eine Zeit lang durfte man dann nur an die Tankstelle fahren, wenn man einen Reparaturschein vorzeigen konnte“, erinnert sich Sabrina Svarovsky.
Für wen rechnet sich ein CNG-Auto?
Wer CNG tanken möchte, hat zunächst einen etwas höheren Anschaffungspreis, ähnlich wie beim Diesel – CNG-Varianten kosten bei Neuwagen etwa 1.500 bis 3.500 Euro mehr. Wer jährlich mindestens 15.000 Kilometer zurücklegt, hat das nach Berechnungen des ADAC schnell wieder raus. Noch günstiger sieht die Rechnung aus, wenn man ein CNG-Auto gebraucht kauft, denn dann spielt der einst etwas höhere Anschaffungspreis in der Regel keine Rolle mehr.
Eine Übersicht der aktuellen CNG-Fahrzeuge finden Sie bei unserem Partner Zukunft Gas e. V. Und noch mehr Infos zu CNG-Autos gibt es in unserer Broschüre „Das kleine 1x1 der Erdgas-Fahrzeuge“.